Beschluß Erneuerbare Energien in Krumbach

Der Krumbacher Ortsverein hat in seiner Mitgliederversammlung am 31.10.2008 folgenden Beschluss gefasst:

Sämtliche öffentliche Gebäude sollen die kommenden fünf Jahre auf regenerative Energieträger umgestellt werden. Sämtliche Wärmecontracting-Verträge sollen nicht verlängert werden, sondern sollen ebenfalls auf regenerative Energieträger nach Ablauf des Contracting umgestellt werden. Bei Neubauten sind ebenso regenerative Energieträger zu verwenden. Zudem sind neue Gebäude möglichst im Passivhaus-Standard zu errichten und die Vorlauftemperatur ist auf 35°C zu begrenzen.

Begründung:

Der Hintergrund für diesen Antrag stellen mehrere Zusammenhänge dar:

  1. Klimaschutz Die Katastrophenmeldungen reißen nicht ab. Die Klimaexperten der Vereinten Nationen legten am 2. Februar 2007 in Paris ihren vierten Bericht zum Klimawandel vor. Danach erwärmt sich die Erde noch schneller als bislang vorhergesagt. Vor allem in den letzten zehn Jahren wurden die Folgen des Klimawandels immer sichtbarer: Extreme Wetterlagen nehmen zu, Gletscher schmelzen, der Meeresspiegel steigt. Hoffnung, das Steuer herumzureißen, besteht nur, wenn sofort wirksame Maßnahmen zum Klimaschutz ergriffen werden. Die Klimawissenschaft fordert von der Politik, die globale Temperaturerhöhung bei maximal plus zwei Grad Celsius zu stoppen. Und nur dann könnten nach Ansicht der Experten die schlimmsten Auswirkungen der Klimaveränderung noch abzuwenden sein. Für Deutschland bedeutet dies eine Reduktion der Treibhausgasemissionen um 40 Prozent bis 2020 und um 80 Prozent bis zum Jahr 2050 (gegenüber dem Basisjahr 1990). Nachdem ein weiteres Warten auf Beschlüsse von höheren Gliederungsebenen Zeitverschwendung darstellt, ist es das Gebot der Stunde vor der eigenen Haustüre zu kehren und die kommunale Wärmeversorgung auf eine regenerative Basis zu stellen, und somit unseren Beitrag zum Klimaschutz zu leisten.

  2. Energieautarkie Nur regenerative Energien gewährleisten eine Unabhängigkeit der Bürger gegenüber Lieferantenstaaten. Bei den fossilen Energien kommt erschwerend hinzu, dass diese Statten mehrheitlich nicht freiheitlich, tolerante und demokratische Staaten sind. Obendrein ist die Zuverlässigkeit dieser Staaten nicht besonders hoch (Gas-Stopp Ukraine 12/2005 und Öldrosselung 2007). Nur energie-unabhängige Staaten können eine Zukunft haben.

  3. Umweltzerstörung durch fossile Energieträger Fossile Energieträger zerstören seit Jahrzehnten die Umwelt massivst. Die Gesamtkosten für fossile Energieträger wie Öl, Gas und Kohle übersteigen den Marktpreis massiv. Nur werden diese Kosten nicht nach dem Verursacherprinzip umgesetzt, sondern der Allgemeinheit überlassen. Beginnend bei der Rohstoffgewinnung, über die Veredelung bis hin zum Transport verursachen fossile Energieträger große Umweltschädigungen. Die regenerativen Energietechnologien hingegen zeichnen sich dadurch aus, dass die Herstellung nicht umweltzerstörend ist und der Betrieb umweltschonend bis emissionsfrei ist.

  4. Krieg und Frieden – fossile oder regenerative Energie Während um fossile Energie seit Jahrzehnten Kriege geführt wurden und auch in Zukunft geführt werden. Die Sozialdemokratie hat sich seit ihrer Gründung immer für den Frieden in der Welt eingesetzt. Wir sind eine Friedenspartei – deshalb ist es unsere Pflicht, alles was dem Frieden förderlich ist zu tun. Hierzu leisten die erneuerbaren Energien einen entscheidenden Beitrag, da die Energieverknappung durch das enorme Wachstum der Schwellenländer China und Indien noch weiter zunehmen wird und wir erst am Anfang dieser Entwicklung stehen. Nur erneuerbare Energien schaffen Energie-Unabhängigkeit und bergen kein kriegerisches Potential. Nur ein Beispiel für die kriegerischen Auswirkungen fossiler Energie: der Irak-Krieg. Ohne fossile Energiequellen im Irak wäre es nie zu dem Massenmord gekommen. Es wäre auch nicht dazu gekommen, wenn die Welt mit regenerativer Energie ihre Bedürfnisse befriedigt.

  5. Vorbildfunktion der öffentlichen Hand Wenn wir eine regenerative Region sein wollen, so muss natürlich die öffentliche Hand hierbei mit gutem Beispiel voran gehen. Nur wer selbst mit regenerativen Energien heizt, kann dies von anderen auch einfordern beziehungsweise mit gutem Beispiel vorangehen.

  6. Kostenersparnis Die aktuellen Wärmegestehungskosten schwanken bei fossilen Energieträgern zwischen 8 und 10 Cent (ohne alle umweltschädlichen Faktoren). Die Wärmegestehungskosten bei regenerativen Energien schwanken zwischen 2 und 4 Cent/kWh. D.h. im ungünstigsten Fall sind die jährlichen Verbrauchskosten nur halb so hoch und im günstigsten Fall liegen die Kosten bei einem Fünftel. Somit lassen sich heutzutage viele zunächst hohe Investitionen rechtfertigen, die sich vor 10 Jahren noch nicht „rentiert“ hätten. Mit den eingesparten Geldern können dann die Gebäude in Richtung Passivhaus-Standard saniert werden.

  7. Neubau Nur durch das Dreigestirn Energieeinsparung – Energieeffizienz - erneuerbare Energien ist die kommende und bestehende Energiekrise zu bewältigen. Eine der Maßnahmen allein ist nicht zielführend. Die beste Energie ist die, die wir nicht ausgeben. Deshalb sollen alle neuen Gebäude im Passivhaus-Standard errichtet werde (und somit der Verbrauch an sich minimiert werden). Zur Steigerung der Energieeffizienz ist eine möglichst niedrige Vorlauftemperatur notwendig. Nur dann kann die Solarthermie einen wirkungsvollen und nennenswerten Beitrag bei der Heizungsunterstützung erreichen. Auch andere erneuerbaren Energien funktionieren umso besser, je niedriger die benötigten Vorlauftemperaturen sind (Effizienzsteigerung). Die benötigte Energie wird dann über regenerative Energien abgedeckt.

  8. Innovation Die SPD ist die Partei des (sozialen) Fortschritts. Wir haben uns immer für eine Weiterentwicklung und Verbesserung der Lebenssituation breiter Bevölkerungsschichten eingesetzt. Das Resümee des letzten Jahrhunderts ist - unter anderem: je höher der Energieverbrauch pro Kopf eines Landes, desto besser entwickelt sind diese Länder. Auch deshalb war die SPD zunächst ein glühender Verfechter der Atomenergie. Als dann klar wurde, dass die Versprechen der Atomindustrie nicht gehalten wurden, der „Schnelle Brüter“ nicht realisiert werden konnte und dann obendrein die Umwelt- und Gefahrenpotentialsituation eskalierte wendeten sich immer SozialdemokratInnen von der Atomenergie ab. Heute hat die SPD eine 180°-Kehrtwende in der Atompolitik hinter sich. Wir sind lernfähig! Dennoch wollen wir nach wie vor Fortschritt im Sinne der arbeitenden Bevölkerung. Heute heißt die Antwort auf Klimakatastrophe, Umweltzerstörung und Energieabhängigkeit: erneuerbare Energien, Energieeffizienz und Energieeinsparung.

Achim Fißl, Ortsvereinsvorsitzender